Eine weltberühmte Landesfahne!

Was die Weltberühmte Landesfahne mit dem Militär zu tun hat und warum das weisse Kreuz auf roten Grund seit 1339 eine wichtige Rolle spielt.

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Wie so oft Anfang August feierte ich auch dieses Jahr mit Freunden des Swiss Korean Business Council (SKBC) in einem Schweizer Restaurant in Seoul unseren Schweizer Nationalfeiertag, den 1. August. Alles passte an diesem Abend. Interessante Leute, angeregte Diskussionen typisches und leckeres Schweizer Essen. Auch die berühmten 1. August Weggen durften nicht fehlen. Nur etwas irritierte mich – die Schweizer Fahne.

Unser Nationalsymbol, die Schweier Fahne, welche man sehr prominent positioniert hat, ist längs-rechteckig und nicht quadratisch. Dieses Phänomen beobachte ich teilweise auch in der Schweiz.

Die 1.-August-Weggen gibt es schon seit 1959. Es ist ein Hefegebäck, welches zur Schweizer Bundesfeier vom 1. August in der Schweiz angeboten wird. | Photographer Daniel Thomas Faller

Ich erinnere mich noch gut, dass man vor einigen Jahren bei den Vereinten Nationen, der UN in New York die Schweizer Fahne – auch dort im Format des Längsrechteck – auf Druck der Schweizer Eidgenossenschaft einziehen musste und diese durch eine korrekte, quadratische Fahne ersetzte.

Der Schweizer ist stolz auf seine weltberühmte Landesfahne.

Doch warum ist „unsere“ Fahne überhaupt quadratisch. An meinen Tisch habe ich bei meinen Freunden um eine Antwort ersucht. Leider ohne grossen Erfolg. Diese Frage hat mir jedoch keine Ruhe gelassen. Und wer könnte mir da besser Auskunft geben als unser Historiker und ehemaliger 2-Sterne General Urs Gerber, welcher auch immer wieder mal einen Artikel in unserem Magazine schreibt und Erfahrungen mit Fahnen, Flaggen und Standarten hat…

Warum ist die Schweizer Fahne – im Gegensatz zu allen anderen Nationalfahnen – quadratisch?

Der Ursprung der roten Flagge mit dem weissen Kreuz geht auf die Schlacht bei Laupen im Kanton Bern im Jahr 1339 zurück. Um sich von den anderen Akteuren auf dem Schlachtfeld zu unterscheiden, hatten sich die Schweizer Soldaten ein weisses Kreuz auf ihr Kettenhemd genäht. Später tauchte das Kreuz auf Waffen und Bannern der Schweizer Soldaten auf. Die quadratische Form geht auf das damals gängige Format der Kriegswappen zurück. Anders als die meisten Staatsflaggen anderer Länder ist die Flagge und das Wappen der Schweiz immer quadratisch.

Warum ein weisses Kreuz?

Wie dargestellt, entstand das Ganze als Kennzeichnung auf den Kettenhemden der Soldaten ab der Schlacht von Laupen 1339. Die Flagge der Schweizerischen Eidgenossenschaft wurde in ihrer heutigen Form 1840 geschaffen. In der Schweiz wird der Begriff Fahne an Stelle von Flagge verwendet. Über die Begründung der roten Hintergrundfarbe streiten sich die Historiker. Einige meinen, sie verweise auf das Blut Christi, andere vermuten, das Rot stamme von der damaligen Berner Flagge.

Gibt es noch andere Staaten, welche eine nicht längs-rechteckige Nationalflagge haben?

Neben der Schweiz hat nur der Vatikan eine quadratische Flagge.

Der Vatikan wurde 1929 nach der Unterzeichnung des Lateranvertrages ein eigener Staat. Der kleinste Staat der Welt hat auch eine eigene Nationalflagge. Während das Gelb (Gold) die himmlische Macht symbolisiert, repräsentiert das Weiss (Silber) die irdische Macht. Auf der weissen Fläche befindet sich das päpstliche Wappen.

Wenn ich an Kreuz auf einer Flagge denke, kommt mir spontan das Rote Kreuz in den Sinn. Gibt es da zwischen dem Schweizer Kreuz und dem Red Cross einen Zusammenhang?

In der Tat besteht ein direkter Zusammenhang. Das erste Emblem entstand 1864. Die Regierungen, die an der diplomatischen Konferenz teilnahmen, die 1864 die Erste Genfer Konvention verabschiedete, beschlossen, dass ein klares neutrales Zeichen auf dem Schlachtfeld zum Schutz des medizinischen Personals und der Einrichtungen erforderlich sei. Sie entschieden sich für ein rotes Kreuz auf weissem Hintergrund, das Negativ der Flagge der neutralen Schweiz. Das resultierende Symbol hatte den Vorteil, dass es durch seine kontrastreichen Farben leicht zu produzieren und aus der Ferne erkennbar ist.

Das rote Kreuz, der rote Halbmond und der rote Kristall bieten Schutz für militärische medizinische Dienste und Hilfskräfte in bewaffneten Konflikten. Darüber hinaus werden die Embleme auch von den nationalen Gesellschaften der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung zu Identifikationszwecken verwendet.
 
Die Verwendung und der Missbrauch des roten Kreuzes, des roten Halbmonds und des roten Kristalls sind gesetzlich klar geregelt. Die Genfer Abkommen und ihre Zusatzprotokolle enthalten mehrere Artikel zu den Schutzzeichen. Sie legen unter anderem Verwendung, Grösse, Zweck und Platzierung der Embleme fest, die von ihnen geschützten Personen und Sachen, wer sie verwenden darf, was ihre Achtung bedeutet sowie die Strafen für ihren Missbrauch. Zudem verpflichten sie die Vertragsstaaten der Genfer Abkommen und ihrer Zusatzprotokolle, gesetzliche Vorschriften zu erlassen, die auf nationaler Ebene ihre Verwendung regeln und Missbrauch verhindern.

Mir fällt immer wieder auf, dass man das weisse Kreuz auf rotem Hintergrund – vorwiegend im Ausland – für andere Zwecke wie zum Beilspiel als Markierung für Sanität oder ähnliches missbraucht“. Ist die Schweizer Flagge, unser Nationalsymbol nicht geschützt?

Das Schweizer Wappen ist rechtlich geschützt. Mit der Bundesverfassung von 1848 wurde das Wappen als Hoheitszeichen der Schweiz in der Verfassung festgeschrieben. Das Bundesgesetz über den Schutz des Schweizerwappens legt den rechtlichen Rahmen fest.

Jeweils am Vortrag des Nationalfeiertages wird die weltgrösste Schweizerfahne am Säntis in der Ostschweiz ausgerollt. Die 80 mal 80 Meter grosse und mehr als 700 Kilogramm schwere Fahne wird durch eine spektakuläre Aktion am Ostschweizer Hausberg montiert. | Photo © by Säntis-Schwebebahn AG

Wird nun die Schweizer Eidgenossenschaft jetzt auch Druck auf das schweizerische Restaurant in Seoul ausüben, damit auch dort eine korrekte Fahne hängt? Ich jedenfalls werde bei einem meiner nächsten Besuche eine Originalfahne mitbringen. Dies ist dann quadratisch…

Title Photo © by Säntis-Schwebebahn AG

Daniel Thomas Faller

SEOUL | Korea

Daniel ist der Gründer des Schauplatz Korea Magazins, Chefredakteur und kreativer Leiter. Er ist gebürtiger Schweizer und Korea-Liebhaber, der in Seoul lebt. Daniel interessiert sich für die Geschichten und Projekte von Menschen und hat eine Leidenschaft für visuelle Kunst und Fotografie. Gerne lässt er sich von Makgeolli verführen...

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