Pokémon, ein neuer, alter Trend?

Nach 20 Jahren löst Pokémon wieder einen Hype aus. Ein Phänomen: In Korea wurden innert Monaten über fünf Millionen Pokémon-Brötchen 포켓몬빵 verkauft.

4 mins read

Kürzlich bekam ich eine Kakao Nachricht von Daniel: “Hey Yeim, ich habe etwas Verrücktes gesehen. In meiner Nachbarschaft stehen die Leute jeden Tag bei einem Gebäude Schlange. Was ist da los? Auf was warten die Leute stundenlang?“

Als ich mir das Foto, welches er mir zusammen mit der Kakao-Nachricht geschickt hatte, näher anschaute, wurde mir schnell klar, was da los war. Auf dem Foto ist das HIVE-Gebäude in Hannam-dong zusehen, und eine mächtige Menschentraube, welche sich vor dem Eingang bildete. Während einem Spezial-Event verkauft diese bekannte Gelateria, nicht nur Eiscrème, sondern auch diverse Süßigkeiten mit Pokémon-Karten und Figurensets. Sogar ein Bandmitglied von BTS wurde dort gesichtet. Doch warum sind die Koreanerinnen und Koreaner so verrückt nach Pokémon?

Obwohl das Pokémon-Sammelkartenspiel schon seit mehr als zwei Jahrzehnten existiert, erfreuen sich die Taschenmonster größerer Beliebtheit denn je.

Yeim Choi

Vor ein paar Monaten hat das „Pokémon-Gebäck“ in Seoul ein großes Revival erlebt. Die Leute standen in den Supermärkten und Convenience-Geschäften Schlange, um ein Pokémon-Set zu ergattern. Besessen davon, ein Stück der Mangelware, welche zusammen mit einem süßen Brötchen verkauft wird, sein Eigen nennen zu können.

Auf dieser Sitzbank in Hannam-dong hat sich vor kurzem auch Jin von BTS ausgeruht. | Photographer Daniel Faller

Pokémon – der Name entstand aus der damals, weltweit erfolgreichen Zeichentrickserie „Pocket Monster“ und hat rund um den Globus mehrere Millionen Anhänger. Wenn man die Verpackung des Pokémon-Brötchens öffnet, welches für 1,500 Won (US $1.20) zu kaufen ist, bekommt man einen der begehrten Pokémon-Karten. Daher der Name Pokémon-Brötchen. Obwohl das Pokémon-Sammelkartenspiel schon seit mehr als zwei Jahrzehnten existiert, erfreuen sich die Taschenmonster größerer Beliebtheit denn je. Auch die Preise für entsprechend alter und beliebter Karten erreichen mittlerweile bereits sechsstellige Beträge. Doch wie kam ein so rascher Aufschwung bei den Sammelkarten zustande?

Eine kleine Auswahl der begehrten Pokemon Sticker. | Photographer Daniel Thomas Faller

Influencer, Streamer und YouTuber gaben dem Sammelkartenspiel Ende 2020 und Anfang 2021 inmitten der weltweit um sich greifenden Coronapandemie einen ungeahnten Anstoß. Viele sprangen auf den Zug auf, kauften sich Dutzende der sogenannten Booster-Packs und hofften darauf, die seltenste und damit meist wertvollste Karte zu ziehen. Wenn ich jeweils versuchte, ein Pokémon-Brötchen im Convenience Geschäft zu kaufen, war es regelmäßig ausverkauft.

Auch Unternehmen versuchen mittlerweile, diesen Trend aufzugreifen und ihn für ihr Marketing zu nutzen. So auch ein bekannter US-Eiscrème-Produzent, welcher mehrere Verkaufsläden in Seoul hat. Ebenso hat Samsung Electronics seit April des Galaxy Z Flip Pokémon Edition auf den Markt gebracht, besser gesagt in nur 5 Minuten ausverkauft.

Doch warum ist das Pokémon-Fieber mittlerweile so groß? Manche Leute sagen, dass die junge Generation, die mit den Pokémon-Animationen aufgewachsen sind, sich mit Nostalgie an ihre guten alten Zeiten als Kind erinnern, als sie die Animationen sahen. Außerdem gibt das Sammeln von Pokémon-Aufklebern jungen Menschen, für die es schwer ist, ein Ziel in der Realität zu erreichen, ein Gefühl der Erfüllung – dazugehören ist alles.

Yeim Choi

DADAEPO | Korea

Yeim ist gebürtige Koreanerin und lebt in Dadaepo, Busan. Sie hat viele Interessen: In unterschiedliche Kulturen einzutauchen, Sprachen zu lernen (Englisch und Indonesisch), die Welt zu erkunden, die Geschichten der Menschen zu hören, zu schreiben, zu zeichnen und Klavier zu spielen. Vor allem aber möchte sie die Welt zu einem besseren Ort machen.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.


Der Zeitraum für die reCAPTCHA-Überprüfung ist abgelaufen. Bitte laden Sie die Seite neu.