Buddha’s Birthday

Heute ist Buddha's Birthday. Einer der wichtigsten Feiertage im Buddhismus. Im Gespräch mit Buddhistischen Nonne Hyewon 혜원 수님 erklären wir warum.

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Der offizielle Name des Feiertags “Buddha’s Geburtstag” lautet “Der Tag, an dem Buddha kam” (Bucheonim osin nal, 부처님오신날). Alle buddhistischen Tempel in Korea sind während der einwöchigen Feierlichkeiten im Vorfeld des Feiertages mit bunten Lotusblumen-Papierlaternen geschmückt…

Um Buddha’s 2’565. Geburtstag zu feiern, werden verschiedene Dharma-Zeremonien in ganz Korea abgehalten; Eine der größten dieser Zeremonien findet im Jogyesa-Tempel in Seoul statt, dem Zentrum des Jogye-Ordens des koreanischen Buddhismus. Während der Corona Pandemie gelten jedoch besondere Regeln. Dharma-Zeremonien, Feiern und Paraden sind nur im kleinen Kreis erlaubt. Darum wird auch dieses Jahr die tausendjährige Tradition per Live-Streaming in die entlegensten Winkel des Landes verbreitet. Kurz vor diesem besonderen Anlass haben wir uns mit der ehrwürdigen Buddhistischen Nonne Hyewon 혜원 수님 (36) unterhalten.

Was ist Ihre Rolle und Funktion im Jogye-Orden?

Ich bin hier für das Templestay Programm verantwortlich. Wir geben Interessierten einen Einblick in den monastischen Tempelalltag und die Möglichkeit die buddhistisch Kultur hautnah zu erleben.

Zunächst erlaubten mir meine Eltern nicht, diesen Weg einzuschlagen, worauf ich begann, mein Leben und die Zukunft ernsthaft in Frage zu stellen.

Hyewon 혜원 수님

Wie sind Sie zum Buddhismus gekommen?

Soweit ich zurückdenken kann, ging ich zu den Buddhistischen Tempeln. Dort traf ich viele Mönche und lernte, wie man ein gutes Leben führt und die Herzlichkeit mit anderen Menschen teilt. Meine Eltern erzählen mir heute noch, dass ich bereits mit fünf Jahren gesagt habe, dass ich einmal Nonne werden möchte.

Zunächst erlaubten mir meine Eltern nicht, diesen Weg einzuschlagen, worauf ich begann, mein Leben und die Zukunft ernsthaft in Frage zu stellen. Ich wollte auch ein glückliches Leben führen und träumte davon, jemand zu werden, der das kann. Also musste ich erst mein Studium an der Universität abschließen und wurde dann mit 25 Jahren Mönch. Ich bin inzwischen 36 Jahre alt und praktiziere seit über zehn Jahren das Leben einer buddhistischen Nonne.

Die meisten koreanischen Mönche und Nonnen erhalten zusätzlich zur rituellen Ausbildung, eine traditionelle akademische Ausbildung.

Interview mit Mönchin Hyewon 혜원 수님 Jogyesa Tempel, Seoul. | Daniel Thomas Faller

Wie haben Ihre Familie und Freunde reagiert, als Sie sich für den Buddhismus entschieden haben?

Wie bereits erwähnt, waren meine Eltern mit meiner Entscheidung, meinen Traum zu verfolgen, einverstanden unter der Bedingung, dass ich zuerst mein Studium absolviere. Mit meinen Freunden habe ich nicht darüber gesprochen, da ich mich nicht von anderen beeinflussen wollte. Später, als ich meine Freunde traf und sie sahen, wie glücklich ich bin, begrüssten sie meinen Entschluss.

Haben Sie jemals an der Entscheidung gezweifelt, ein buddhistische Nonne zu werden?

Nein, ich habe nie an meiner Entscheidung gezweifelt. Als ich jung war, habe ich oft davon geträumt, “von zu Hause weggehen und Mönch werden” 출가. Jetzt, wo ich meinen Traum leben kann, bin ich sehr glücklich und zufrieden damit. Ich möchte auch, dass andere Menschen wissen, dass der Buddhismus eine sehr glückliche und großzügige Religion ist.

Wie verläuft ein typischer Tag bei Ihnen?

Ich wache um vier Uhr morgens auf und beginne, mit den anderen Mönchen und Nonnen zu singen. Dieses Ritual, das Ye-bul 예불, zelebrieren wir dreimal am Tag. Damit verehren wir Buddhas, welche sich in der Dharma-Halle befinden, und erweisen ihnen unseren Respekt und erbringen ihnen Opfer. Gegen sechs Uhr morgens nehmen wir das Frühstück ein. Dies ist eine klösterliche Mahlzeit, die gong-yang 공양 genannt wird. Es ist jedoch nicht nur eine Mahlzeit, sondern auch ein Teil der buddhistischen Praxis. Daher wird die Mahlzeit auch als Teil des Glaubens (Dharma) betrachtet. Danach, zwischen sieben und elf, studiere ich das Sutra / Dharma (간경) und erledige meine Arbeit (so-im 소임), die eine Menge administrativer Tätigkeiten, im Zusammenhang mit dem Templestay-Programm, mit sich bringt. Das Mittagessen findet von elf bis zwölf Uhr statt und danach arbeite ich weiter. Nach dem Abendessen, welches gegen 18 Uhr stattfindet, nehme ich mir noch einmal Zeit zum Lernen. Gegen 21 Uhr beende ich den Tag und lege mich zur Ruhe, bis ein neuer Tag beginnt.

Essen ist auch eine Praxis der Reinigung des Körpers und des Geistes, die 수행 suhaeng genannt wird.

Hyewon 혜원 수님

Was essen buddhistische Mönche, gibt es Einschränkungen?

Wir versuchen, nicht zu viel zu essen und uns darauf zu konzentrieren, “gute Energie” aus der Nahrung zu gewinnen. Diese ist hauptsächlich in Gemüse enthalten. Wir essen zum Beispiel keinen Knoblauch, da Knoblauch keine positive Energie hat. Eine der Lehren des Buddhismus verbietet es, Tiere zu töten und das Fleisch zu verzehren. Essen ist auch eine Praxis der Reinigung des Körpers und des Geistes, die suhaeng 수행 genannt wird. Diese lehrt uns das Teilen. Wenn wir eine Mahlzeit mit unseren Mönchskollegen einnehmen, singen wir normalerweise davor ein Gebet, das “Pre-meal Chant”, welches folgenden Text beinhaltet:

Woher kommt dieses Essen? Meine Tugenden sind so gering, dass ich kaum würdig bin, es zu empfangen. Ich werde die Nahrung als Medizin einnehmen, um die Gier meines Geistes loszuwerden und mein körperliches Wesen zu bewahren, damit ich die Erleuchtung finde.

Im Buddhismus ist die Rede von der ” Schulung des Geistes”. Worum geht es da genau? Und, haben Sie diesbezüglich eine Veränderung bzw. Entwicklung festgestellt und wenn ja, welche?

Im Buddhismus praktizieren wir jeden Tag suhaeng 수행. Das ist die ständige Schulung der Achtsamkeit. Die Veränderung und Entwicklung erkenne ich durch das tägliche Singen und das Lesen des Dharmas. Wir lernen die unterschiedlichen Zustände der Achtsamkeit, das Wohlbefinden und ein Glücksgefühl zu unterscheiden. Ich kann auch das Lächeln auf meinem und dem Gesicht anderer erkennen. Es ist nicht nur eine Momentaufnahme, sondern ich erkenne eine ständige Weiterentwicklung.

Immer ein herzliches Lachen: Nonne Hyewon 혜원 수님. | Photographer Daniel Thomas Faller

Haben Sie Angst vor dem Tod?

Als Buddhist glaube ich an die Reinkarnation. Es wird also eine Zeit kommen, in der mein Körper und mein Geist “sterben”, aber meine Seele wird weiterleben und in einem anderen Körper wiedergeboren werden. Daher habe ich keine Angst vor dem Tod.

Warum feiern wir heute den Geburtstag von Buddha?

Gotama Siddharta war sein Name, bevor er mit 29 Jahren beschloss, Mönch zu werden (출가). Nach sechs Jahren Suhaeng-Praxis (수행) wurde er erleuchtet, was wir Buddha (der Erleuchtete) nennen. Er lebte dann 45 Jahre lang als Buddha und lehrte den Dharma/Buddhismus. Buddha wurde am 8. April vor 2565 Jahren geboren, gemäß dem Mondkalender.

Was bedeutet Buddha‘s Geburtstag für Sie?

Erleuchtung…Für mich bedeutet es, „der Tag, an dem ein neues Leben beginnt”. Es geht darum, dies zu schätzen und dankbar zu sein, dass Buddha diese Reise gemacht hat, um auch mich den Traum eines buddhistischen Mönchs leben zu lassen.

Gibt es für Sie, als Buddhistische Nonne ein besonderes Ritual an Buddha‘s Geburtstag?

Ja, das gibt es. Es geht um die körperliche Reinigung mit einem Bad, gwanbul (관불). Der Ursprung dieses Brauchs stammt vom Mythos von den neun Drachen, die Buddha wuschen. Wir zelebrieren dieses Ritual auch heute noch.

Es gibt auch das yeonduenghoi (연등회), das Lotus-Laternenfest, das die Erleuchtung symbolisiert, im Gegensatz zum Leben in der Dunkelheit oder beispielsweise der Habgier. Das Lotus-Laternenfest ist auch ein Kulturerbe der UNESCO geworden.

Hoffentlich kann im nächsten Jahr wieder ein Lotus-Laternen Festival statt finden. | Photographer Daniel Thomas Faller

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass ich ein warmes Herz kultiviere und die Lehren des Buddha‘s weitergeben kann.

Vielen Dank für das Interview und ihre herzliche Gastfreundschaft.

Daniel Thomas Faller

SEOUL | Korea

Daniel ist der Gründer des Schauplatz Korea Magazins, Chefredakteur und kreativer Leiter. Er ist gebürtiger Schweizer und Korea-Liebhaber, der in Seoul lebt. Daniel interessiert sich für die Geschichten und Projekte von Menschen und hat eine Leidenschaft für visuelle Kunst und Fotografie. Gerne lässt er sich von Makgeolli verführen...

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