DADAEPO 다대포

Was haben "fried chicken" mit einer geheimnisvollen Insel gemeinsam oder warum ich immer an Dadaepo denke, wenn es mal nicht so rund läuft.

5 mins read

Die schwierigen Corona-Zeiten erlauben mir, innezuhalten und Erinnerungen aus meiner Kindheit aufzufrischen. Gerne denke ich an meine Heimatstadt Dadaepo (ein Vorort von Busan), in der ich aufgewachsen bin. Besonders gerne erinnere ich mich an den wunderschönen Tempel und die erholsame Insel Molundae. Gerne möchte ich diese wunderbaren Erlebnisse mit euch teilen, denn noch heute schöpfe ich Kraft aus dieser vergangenen Zeit.

Vor dreissig Jahren, noch bevor ich geboren wurde, entschieden meine Grosseltern nach Munhyeon-dong bei Busan zu ziehen, wo sie an einem Stand fried chicken verkauften. Schon immer war ihr grosser Traum, ein Eigenheim zu besitzen. So lebten sie sehr bescheiden und sparten, bis ihr Vermögen reichte, eine Wohnung in Dadaepo (Dadae-dong) bei Busan zu kaufen. Die Wohnung wurde 1991 gebaut und Dadepo liegt bei der Mündung des Nakdong River, wo der Fluss ins Meer fliesst. Damals gab es noch keine anderen Gebäude vor ihrer Wohnung, so dass sie direkten Meerblick aus ihrer Wohnung hatten. Trotz dieser wundervollen Aussicht im 22. Stock, war ihre Grossmutter besorgt, ob sie sich in der Wohnung wohlfühlen würde. Ihrer Meinung nach war sie zu klein im Vergleich zu ihrer aktuellen Wohnung. Aus diesem Grund ging es drei Jahre, bis sie endlich in die Wohnung umzogen.

Yeim’s Grosseltern damals…
…und heute. | Photos by Yeim CHOI
Fried Chicken – Koreaner lieben es. | Photographer Daniel Thomas Faller

Jahre später wuchs ich in dieser Wohnung bei meinen Grosseltern auf, da meine Eltern tagsüber arbeiteten. In der Wohnung wohnten jedoch nicht nur meine Grosseltern und ich, sondern auch ihre Töchter, also meine Tanten und später sogar noch deren drei Kinder, also meine Cousins.

Obwohl ich und meine Cousins noch Kinder waren, hatten wir regelmässig Aufgaben im Haushalt zu übernehmen.

Yeim Choi

Dazu gehörten Kochen, sich gegenseitig helfen und Vieles mehr. Unser Leben war manchmal hektisch, also nahmen wir uns immer wieder Zeit, dankbar zu sein, für alles, was wir hatten.

Immer am ersten Tag des Monats gingen meine Mutter, meine Grossmutter und ich zum buddhistischen Tempel von Dadaesa, dem ältesten Tempel in Dadaepo. Dieser Tempel befindet sich am Fusse des Ami Berges. Ich erinnere mich, dass wir langsam hochstiegen, plauderten und die frische Luft genossen. Die ruhige Atmosphäre des Berges beruhigte mich sehr. Wir wussten, dass wir bald bei Dadaesa angekommen sind, wenn wir den klaren Ton der Windglocken hörten. Ich stand beim Eingang des Tempels, faltete meine Hände und neigte meinen Kopf dreimal in Richtung des Tempels. Dieser Gruss zeigte Buddha meinen Respekt vor ihm. Im Tempel drinnen zündeten meine Mutter und meine Grossmutter vorsichtig ein Räucherstäbchen vor der Buddha Statue an. Nach der Zeremonie gab mir eine freundliche Bhikkhuni (buddhistische Nonne) einige Stücke Baek-seolgi (traditioneller koreanischer weißer Reiskuchen) oder Bibimbap.

Der Dadaesa Tempel wird ausschliesslich von Bhikkhuni bewohnt und ich hatte den Eindruck, es seien alle Mütter. Zu dieser Zeit wusste ich noch nicht viel über Buddhismus, also folgte ich einfach meiner Mutter und meiner Großmutter und sprach ihr Gebet nach. Ich betete immer „Bitte, halte alle meine Familie und Freunde gesund» und lass uns ein langes Leben – ohne Krankheit- leben”. In diesen Augenblicken fühlte ich mich leicht und alle meine Sorgen waren verschwunden. Es war immer ein erfülltes Gefühl, aus Dadaesa zurückzukommen.

Sehr gerne erinnere ich mich auch an Molundae, eine Insel mit einer wunderschönen Landschaft und eine beeindruckende Aussicht auf das Meer. Die Insel ist umgeben von dichtem Wald und exotischen Felsen. Ich liebe den Namen dieser Insel Molunddae ist ein poetischer Name und bedeutet «Die Insel versinkt in den Wolken», was sehr gut passt: Meist liegt sie versteckt hinter Wolken. Oft besuchte ich die Insel mit meinen Freunden, wir liefen umher und ich genoss die leichte Brise vom Meer und das Geräusch der brechenden Wellen. Dies beruhigte mich sehr.

Heute noch geben mir diese Erinnerungen Kraft und helfen mir über die schwierigen Corona-Zeiten, in denen weder Reisen noch andere Aktivitäten im grossen Rahmen möglich sind. Schon heute freue ich mich, wenn ich wieder meine Heimatstadt besuchen kann. Es wird für mich immer ein geheimnisvoller Kraftort bleiben.

Yeim Choi

DADAEPO | Korea

Yeim ist gebürtige Koreanerin und lebt in Dadaepo, Busan. Sie hat viele Interessen: In unterschiedliche Kulturen einzutauchen, Sprachen zu lernen (Englisch und Indonesisch), die Welt zu erkunden, die Geschichten der Menschen zu hören, zu schreiben, zu zeichnen und Klavier zu spielen. Vor allem aber möchte sie die Welt zu einem besseren Ort machen.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.


Der Zeitraum für die reCAPTCHA-Überprüfung ist abgelaufen. Bitte laden Sie die Seite neu.